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Schreibfeder-Museum, Die Schreibfedern-Sammlung im Internet mit geschichtlichen Informationen

Die Schreibfeder-Sammlung im Internet mit geschichtlichen Informationen

Die Herstellung von Schreibfedern


1. Ausschneiden: Die Federplättchen werden aus Stahlstreifen ausgestanzt.


2. Stempeln: Die Federplättchen werden mit Firma und Nummer gestempelt.


3. Langlochen: Die Federplättchen erhalten in der Mitte eine verschieden geformte Lochung.


4. Querlochen: Die Federplättchen erhalten seitliche Einschnitte, wodurch die fertige Feder elastischer wird.


5. Glühen: Die gelochten Federplättchen werden in einem entsprechend gebauten Glühofen weich gemacht, damit sie gebogen werden können.


6. Biegen: Die weichen Plättchen werden unter schweren Pressen ausgebogen und erhalten die richtige Form.


7. Härten: Die gebogenen, sehr weichen Federn werden glashart gemacht (durch Erhitzen und schockartiges Abkühlen).


8. Ablassen: auch tempern genannt. Die Federn werden über Feuer allmählich elastisch gemacht.


9. Blankscheuern: Die Federn werden in eisernen Trommeln gescheuert und gereinigt.


10. Schleifen: Die Federn werden auf Schmirgelscheiben an der Spitze etwas abgeschliffen, um sie elastischer zu gestalten.


11. Spalten: Die Federn werden mittels Spindelpressen, die wie eine Schere wirken, am Federschnabel kaum merkbar gespalten.


12. Färben: Durch Anlassen über Feuer oder durch galvanisches Verfahren erhalten die Federn die entsprechende Farbe.

Die Stahlfeder ist der eigentliche Grund aller Übel, an denen in unseren Tagen die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit leidet. Man braucht die Stahlfeder, deren man sich heutzutage bedient, nur mit der freundlichen Gänsefeder zu vergleichen, die unseren guten, erhabenen Ahnen zu Diensten war. Die Stahlfeder, die moderne Erfindung, macht einen unangenehmen Eindruck auf uns. Es ist, als verliebe man sich entgegen dem eigenen Willen in einen kleinen, kaum sichtbaren, in Gift getauchten Dolch. Ihre Spitze ist scharf wie ein Schwert, und sie ist zweischneidig wie die Zunge eines Verleumders ...

Jules Janin, französischer Kritiker, geschrieben um 1857

Aus einem Beitrag in der "Gartenlaube" von 1875

Zur Erzielung vollendeter Fabrikate ist strenge Arbeitstheilung überall durchgeführt. Die Feder erhält ihre erste Gestalt aus dünnen Stahlblechstreifen von doppelter Breite der Federlängen im Schneidesaale. Die Federn werden Spitze an Spitze so geschnitten, daß das möglichst niedrige Maß von Abfall bleibt. Schreibfedern werden aus dünnen Stahlblechen ausgestanzt Da die meisten Arbeiten einen besonderen Kraftaufwand nicht erfordern, so werden dieselben leicht von Mädchen ausgeführt. Mittelst der Durchstoßmaschine kann ein Mädchen dreihundert in der Minute (zwei und mehr Stück auf einen Schlag) ausstoßen; eine zweite ähnliche Maschine prägt die Löcher und etwaige Seitenschlitze in die Feder.

 

Hierauf gelangen die Federn in den Stempelsaal, wo ihnen durch eine Art Wippe etwaige Nummern sowie die Firma des Fabrikanten (häufig auch die des Bestellers) aufgeprägt wird.

Es folgt hierauf nach vorherigem Rotglühen der Federn, um sie weich zu machen, das Hohlbiegen derselben durch eine halbrunde Stempelform. Um die Härte nun wieder herzustellen, wird eine größere Menge Federn in flachen Eisenblechkästen unter Abschluß der Luft bis zum Weißglühen erhitzt und plötzlich in tiefe Thran- oder Ölgefäße geschüttet. Die Federn bekommen dadurch eine solche Härte, daß sie wie Glas springen, wenn man sie schwach drückt. Die Reinigung von dem anhaftenden Fette erfolgt durch Drehen in einem Cylinder, welcher mit Sägespähnen gefüllt ist.

Die Federn werden nun über langsamem Feuer angelassen, wodurch die zu große Härte wieder etwas zur weiteren Verarbeitung gemildert wird. Nach abermaliger Reinigung von dem infolge Ausglühens und Härtens anhaftenden Oxyde durch ein mehrere Stunden währendes gegenseitiges Abscheuerungsverfahren erfolgt das Schleifen. Das Schleifen der nunmehr stahlweiß erscheinenden Feder auf ihrer convexen Seite hat denselben Zweck, den das Abschaben der Kielfeder auf der Rückseite des Schnabels oberhalb der Spitze hatte, ein gewisser Theil des Metalls wird etwas dünner und biegsamer gemacht, und die Spitze, in welche der Spalt kommen soll, wird dadurch elastisch und zart. Der Längenschliff reicht von der Spitze nach aufwärts bis in die Nähe des Loches, während der Querschliff die Spitze nicht mit berühren darf.

Hierauf läßt man die Federn in gewünschter Farbe anlaufen. Es geschieht dies durch Umschütteln der Federn in einem drehbaren eisernen Cylinder über Holzkohlenfeuer. Je nach dem Hitzegrade nehmen die Federn zuerst eine hellbraune, dann dunkelbraune, zuletzt blaue Färbung an, und durch dieses Verfahren wird eine weitere Milderung der ursprünglichen Sprödigkeit erzielt.

Nun erst folgt das Spalten der Feder. Dieselbe wird in eine Vertiefung so gelegt, daß genau der halbe Schnabel fest aufliegt. Der Oberstempel der Durchstoßmaschine drückt nun, von der Federspitze anfangend, den halben freiliegenden Schnabel scheerenartig von der anderen Hälfte abwärts, und die Elasticität ist so groß, daß der niedergebogene, nunmehr abgespaltene Theil von selbst wieder in seine frühere Lage zurückspringt.

Das hierauf folgende Probiren und Sortiren erfordert die besten und geübtesten Arbeiterinnen. Jede Feder wird mit der Spitze auf ein Stückchen Elfenbein aufgedrückt und so die Güte ermittelt. Die fehlerfreien kommen nun zur Politur und zum letzten Schliff. Jenachdem die Feder nun als Goldspitz-, als Kupfer-, Silber-, Zinkcompositions-(Amalgama-), als Guttapercha- oder Cementfeder in den Handel kommen soll, wird sie galvanisch behandelt, oder mittelst Säure (Cyankali) gebeizt oder lackirt.